Interview mit Christine Schulz, Nachhaltigkeitsverantwortliche RBS

«Für mich ist es wichtig eine Übersicht über die Wirkung der Projekte zu erhalten.»

Als sie begann, gab es im Unternehmen noch keine Umwelt- oder Nachhaltigkeitsstrategie, keine diesbezüglichen Kennzahlen oder langfristigen Ziele. Inzwischen ist der Mobilitätsanbieter gut auf Nachhaltigkeitskurs. Aber es sei eine ständige Herausforderung, neben dem hektischen Tagesgeschäft immer wieder den Faden aufzunehmen und das Thema Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen voranzubringen, erklärt Christine Schulz, Nachhaltigkeitsverantwortliche beim Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS, im Interview.

Wo hast du begonnen als Nachhaltigkeitsverantwortliche bei RBS?

 

Ich wurde angestellt, um die Nachhaltigkeitskommunikation aufzubauen beim RBS. Bereits bei den Vorstellungsgesprächen war aber klar, dass sowohl der RBS wie auch ich zuerst etwas leisten wollten im Bereich Nachhaltigkeit bevor wir kommunizieren. Es waren bereits einige Massnahmen im Umweltbereich umgesetzt, welche von engagierten Mitarbeitenden im Unternehmen lanciert wurden. Zudem war der RBS bereits ISO 14001 zertifiziert, hatte sich also schon stark mit dem Thema Umweltmanagement beschäftigt. Hingegen gab es noch keine Umwelt- oder Nachhaltigkeitsstrategie, keine diesbezüglichen Kennzahlen oder langfristigen Ziele. Deshalb war es für mich in einem ersten Schritt wichtig, ein „Dach“ über die diversen Aktivitäten zu bauen und gewisse Verbindlichkeiten über das ganze Unternehmen zu erreichen.


Was war schwierig, was ging überraschend einfach?

 

Schwierig war und ist es, nebst dem hektischen Tagesgeschäft immer wieder „den Faden aufzunehmen“ und das Thema Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen voranzubringen - ich bin ja auch stellvertretende Verantwortliche Kommunikation. Die Verantwortung zur Zielerreichung liegt bei den Geschäftsleitungsmitgliedern. Hier gilt es, immer wieder auf die Wichtigkeit des Themas hinzuweisen und konkrete Ziele und Massnahmen einzufordern. Aber auch bei ihnen ist das Kerngeschäft oft prioritär…. Relativ einfach war hingegen die Erarbeitung einer Vision und langfristigen Zielen, da die Unternehmensleitung dem Thema gegenüber sehr positiv eingestellt ist. Unsere Vision lautet:

  • maximale Eigenwirtschaftlichkeit
  • maximale Energieeffizienz
  • CO2-Neutralität
  • 100 Prozent erneuerbare Energie (Strom)
  • Unfallfreiheit (Betriebs- und Nicht-Betriebsunfälle Mitarbeitende, Bus- und Bahnbetriebsunfälle mit Personenschaden)

Auf dem Weg zu dieser Vision will sich der RBS mit seiner Nachhaltigkeitsleistung bis 2018 im vorderen Mittelfeld der Branche etablieren.


Warum ist es für ein Unternehmen wichtig Daten zur Nachhaltigkeit zu erheben - wären nicht konkrete Massnahmen wichtiger?


Das ist eine sehr gute Frage! Daten sind für mich wichtig um zu wissen, wo die grössten Hebel sind. Aus diesem Grund haben wir etwa eine Treibhausgasbilanz über das gesamte Unternehmen machen lassen. Diese führen wir auch jährlich nach. So wissen wir, wo die grössten Auswirkungen unserer Tätigkeiten sind, das gibt uns wichtige Anhaltspunkte bei der Definition der Massnahmen. Nichts desto trotz sind auch kleinere Massnahmen wichtig. Nicht nur, weil z.B. „low hanging fruits“ einfach zu pflücken sind, sondern weil wir damit auch die Mitarbeitenden sensibilisieren und motivieren können, in ihren Bereichen eigenständig Massnahmen zu ergreifen.


Wie gehst du vor bei der Auswahl eines neuen Projekts?

 

Die Projekte kommen in der Regel aus den verschiedenen Abteilungen. Die Mitarbeitenden auf allen Hierarchiestufen wissen oft gut, wo noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Zudem orientieren sich die Abteilungen auch an den Nachhaltigkeits-Kennzahlen. Für mich ist wichtig zu wissen, was wo läuft und – wenn möglich – eine Übersicht über die Wirkung des Projektes zu erhalten. Ich bündle die Aktivitäten und versuche, daraus ein „Bild“ für das Unternehmen zu machen. Wichtig ist mir auch, dass möglichst jede Abteilung etwas zur Zielerreichung beiträgt.

 

Wie sicherst du dir die Unterstützung der Geschäftsleitung, wenn ein Projekt mit bedeutenden Kosten verbunden ist?

 

Grundsätzlich ist die Geschäftsleitung dem Thema Nachhaltigkeit sehr wohlgesinnt. Als Unternehmen, das zu einem grossen Teil von öffentlichen Geldern finanziert wird, ist unser Spielraum bezüglich Investitionen jedoch nicht so gross wie in der Privatwirtschaft. Wenn man nicht nur kurz- sondern mittel- bis langfristig rechnet, werden viele Projekte auch finanziell interessant. Und dann gibt es natürlich auch Projekte, welche auf unsere Fahrgäste direkt oder auf die Branche ausstrahlen, so etwa das Aufstellen von Recycling-Abfallbehältern auf den Bahnhöfen.


Welche Massnahmen habt ihr bis jetzt erfolgreich umsetzen können?

  • Der RBS erneuert aktuell seine Busflotte und kann damit die Treibhausgasemissionen um etwa 10 Prozent senken. Sieben neue Fahrzeuge mit Dieselmotoren der neusten Generation, welche die Euro-6-Norm erfüllen, ersetzen alte, weniger effiziente Fahrzeuge.
  • Seit Anfang 2016 bezieht der RBS seinen Strom für den Bahnbetrieb ausschliesslich aus erneuerbaren Energien. Zudem wurden auf der Busgarage und auf der Werkstatt in Worb zwei Fotovoltaikanlagen in Betrieb genommen; beide Gebäude beziehen seither ausschliesslich erneuerbare Energie.
  • Recyclingstationen auf den grösseren RBS-Bahnhöfen helfen mit, PET, Papier, Alu und restliche Abfälle getrennt zu sammeln und zu recyceln.
  • Seit 2014 gewährt der RBS frischgebackenen Vätern einen Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen.
  • Der RBS baut einen neuen Bahnhof Bern, modernisiert bestehende Anlagen und baut Gleisabschnitte aus und verbessert Angebot für die Fahrgäste. Damit erhöht er die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs.
  • Der RBS engagiert sich auch auf lokaler Ebene. So ist er Partner bei der Klimaplattform der Wirtschaft der Stadt Bern und beim Forum Ittigen: KLIMABEWUSST.

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